Sonja Egger – ars pro toto
Kunst für alle / s
Hinter den Kulissen 1
Heute geht’s los mit dem ersten Blick hinter die Kulissen und ich erzähle wie…
Ein Buch entsteht:
Wie komme ich eigentlich zu meinen Aufträgen und Texten?
(Hehe, gar nicht. Sie kommen zu mir. :-)) Ich bin seit vielen Jahren in der glücklichen Lage nicht akquirieren zu müssen. Es kommen Anfragen von Verlagen, Agenturen, aus der Privatwirtschaft und auch von Privatpersonen. Je nach Zeit, Interesse und Kontostand entscheide ich.
Seit Jahren arbeite ich hauptsächlich mit dem Arena Verlag in Würzburg. Das hat vor allem einen Grund, nämlich die gute Zusammenarbeit. Ich kann mir die Jobs aussuchen. Die Programmleitung nimmt Rücksicht auf meine Vorlieben und Stärken und entwickelt auch Ideen gemeinsam mit mir. Die Lektorinnen lassen mir viel Freiheit und die Zeitfenster sind nicht so streng einzuhalten wie bei vielen anderen Verlagen. Wir machen eine Jahresplanung und dann bekomme ich die Manuskripte.
Das landet also auf meinem Tisch:
Ein Fahnenabzug vom Text. Je nach Art des Buches (z.B. Erstleser) steht das Layout mehr oder weniger unverrückbar fest – manchmal ist das ganz schön tricky.
Bei Bilder- und Pappbüchern kann der Text aber frei verschoben werden. Mit Ausnahme von Sachbüchern brauche ich aber für alle neben dem Papierausdruck noch eine digitale Layout-Version. Wenigstens ein PDF, am liebsten aber ein offenes Dokument (meistens InDesign), in das ich meine Illus direkt einfügen kann. Es kommt vor, dass ich das Dokument nachbauen muss, also den Text mit der richtigen Schrift und dem Satzspiegel in meinem Programm layoute.
Nach dem Lesen mach ich erstmal… nix. Oder gehe schlafen. Mindestens eine Nacht. Damit sich die vagen Bilder in meinem Kopf verfestigen. Und die besten Ideen kommen mir sowieso beim Einschlafen und Aufwachen. Allerspätestens jetzt mache ich mir Gedanken über die Stilrichtung. Soll es realistisch sein? Lustig? Fantastisch? Welche Perspektiven wähle ich? Welche Technik? Bei Brotjobs entscheide ich pragmatisch nach Einsatzgebiet, Aufwand und Druckverfahren – und Höhe des Honorars.
Viele IllustratorInnen legen ein Storyboard an, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ich finde das einengend. Ich mag es, wenn sich Geschichte und Figuren entwickeln können. Deshalb fange ich immer mit den Bildern an, die ich schon im Kopf habe. Aber auch die arbeite ich nicht vollständig aus. Eine ungefähre Komposition reicht. Oder eine bestimmte Körperhaltung. Eine witzige Idee. Details kommen später.
Am wichtigsten ist natürlich die Hauptfigur, und auch der lasse ich gern Zeit zum Wachsen. Grundsätzlich muss sie aber von Anfang an stimmen. Ausdruck, Größe, Proportion.
Die Farbigkeit habe ich zu diesem Zeitpunkt grob im Kopf.
Es gibt auch hier keine Vorskizzen. Ich arbeite freihand. Immer an der selben Skizze ergänze und erweitere ich und der Radiergummi ist mein bester Freund. Wenn ich merke, dass Größenverhältnisse nicht stimmen, korrigiere ich das später digital.
Sobald alle Seiten skizziert sind, werden sie gescannt und digital nachbearbeitet. Die Seite wird in Originalgröße aufgebaut und mit Schnittmarken bzw. Rahmen versehen. Erst in Kombination mit dem Text sehe ich, ob das Gesamtbild stimmt oder noch ein Feintuning braucht. Falls nötig können Größenverhältnisse korrigiert und Details hinzugefügt werden.
Dann geht das Ergebnis ans Lektorat. Der Blick von außen ist ganz wichtig. Für ein optimales Ergebnis wird der Text vom Lektorat auch mal minimal an die Illu angepasst.
Nach der Freigabe mache ich mich an die Reinzeichnung. Ich liebe die Entwurfsarbeit und das Tüfteln – die Ausarbeitung ist der unspannende Teil. Die Skizzen werden je nach Einsatz in Originalgröße oder vergrößert ausgedruckt und am Leuchttisch auf Aquarellpapier übertragen.
Zur Farbwahl gehört einige Erfahrung wie das Ergebnis im Druck aussehen wird. Viele Farben sind nicht reproduzierbar und auch der Ton des Aquarellpapiers spielt beim Endergebnis eine Rolle. Im Zweifelsfall also lieber keine Experimente.
Reinzeichnungen an den Verlag schicken und fertig!
Der Rest ist ein anderes Kapitel.
Mädchenkram
Ich stimme jetzt nicht in die Litanei ein, dass früher alles besser war. Aber trotzdem trauere ich meinen Kinderbuch-Heldinnen, zum Leben erweckt von der wunderbaren Astrid Lindgren oder der grandiosen Christine Nöstlinger, nach. Die Protagonistinnen der modernen Mädchenliteratur finde ich im Gegensatz dazu tendenziell farblos – oder schlimmer noch – stereotyp. Von einschlägigen Reality-Soaps beeinflusst drängen auch immer mehr (Bilder)Bücher zum Thema Model auf den Markt. Neulich habe ich gelesen, dass 65% der erwachsenen Frauen 10 (!!!) IQ-Punkte abgeben würden im Austausch gegen mehr Schönheit. Ich war fassungslos. Was richten solche Vorbilder an?
Ich liebe freche selbstbewusste Mädchenfiguren wie die Froschprinzessin von Nikola Huppertz, denen auch Schwächen zugestanden werden. Da ich in der glücklichen Position bin mir meine Arbeit aussuchen zu können, wähle ich mit Bedacht, aber manchmal entscheidet einfach das Honorar. Oder es kommt vor, dass ich mein Stil-Repertoire erweitern will und ich nehme einzig und allein deshalb einen bestimmten Job an, wie beispielsweise die Covergestaltung der Silberherz-Reihe von Amy Tree (Band 1-8).
Ich finde, dass Mädchenkram literarisch gesehen eine möglichst große Bandbreite abdecken sollte. Dann sind auch ab und zu stereotype Modelmalbücher erlaubt. Was meint Ihr?
Bild oben: Silberherz von Amy Tree, Band 1 (Ravensburger)
Bilder unten: Supermann und Froschprinzessin von Nikola Huppertz (Arena)
Mehr Mädchenkram bei Luzia Pimpinella.
Rosarot
So schnell kann’s gehen: Hab ich hier noch behauptet, dass ich mich niemals für kitschige Mädchenfarben begeistern konnte, hat mich meine wochenendliche Aufräumaktion prompt Lügen gestraft. Beim Ausmisten bin ich auf mein einziges erhalten gebliebenes Volksschulheft gestoßen. Ein Religionsheft aus der ersten Klasse.
Mit der Rechtschreibung hapert es noch, aber diese Farbwahl…!!!
Bestimmt hab ich instinktiv nur die traditionellen Frühlings- und Osterfarben aufgegriffen. Oder aber ich hatte einfach nur eine sehr begrenzte Auswahl an Buntstiften. Genau! Ich kann mich fast wieder dran erinnern.
2011 habe ich ein Prinzessinnen-Puzzle-Buch illustriert – natürlich in den obligaten Knallzuckerl-Farben. Gar nicht so viel Unterschied zu den Bildern meiner Kindheitstage. Oder?
Aber zumindest ab dem Teenie-Alter hab ich eine Abneigung gegen die quietsch-rosa Farbpalette entwickelt. Und dabei bleib ich! Bis mir das Gegenteil bewiesen wird.
last-minute-geschenk #4
Heute mal für mich!
In letzter Minute kam heute noch ein Paket, das eigentlich schon im November hätte ankommen sollen. Irgend etwas ist bei der Auslieferung der Belegexemplare der von mir illustrierten Bücher schief gegangen, und so hat “Elch Oskars Wundersame Reise ins Weihnachtswunderland” erst heute sein Ziel erreicht.
Ich freue mich trotzdem riesig, denn dieses Buch gehört jetzt schon zu meinen absoluten Lieblingen. Die Arbeit daran hat so viel Spaß gemacht!
Der Weihnachtsmann
…steigt auch hinein,
denn er will pünktlich bei euch sein.
Noch vor der stillen Weihnachtsnacht
hat er euch einen neuen Blog gebracht.
Frei nach meinem Buch “Bald schon kommt der Weihnachtsmann”,
erschienen 2009 bei Arena.
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