Hinter den Kulissen 1
Heute geht’s los mit dem ersten Blick hinter die Kulissen und ich erzähle wie…
Ein Buch entsteht:
Wie komme ich eigentlich zu meinen Aufträgen und Texten?
(Hehe, gar nicht. Sie kommen zu mir. :-)) Ich bin seit vielen Jahren in der glücklichen Lage nicht akquirieren zu müssen. Es kommen Anfragen von Verlagen, Agenturen, aus der Privatwirtschaft und auch von Privatpersonen. Je nach Zeit, Interesse und Kontostand entscheide ich.
Seit Jahren arbeite ich hauptsächlich mit dem Arena Verlag in Würzburg. Das hat vor allem einen Grund, nämlich die gute Zusammenarbeit. Ich kann mir die Jobs aussuchen. Die Programmleitung nimmt Rücksicht auf meine Vorlieben und Stärken und entwickelt auch Ideen gemeinsam mit mir. Die Lektorinnen lassen mir viel Freiheit und die Zeitfenster sind nicht so streng einzuhalten wie bei vielen anderen Verlagen. Wir machen eine Jahresplanung und dann bekomme ich die Manuskripte.
Das landet also auf meinem Tisch:
Ein Fahnenabzug vom Text. Je nach Art des Buches (z.B. Erstleser) steht das Layout mehr oder weniger unverrückbar fest – manchmal ist das ganz schön tricky.
Bei Bilder- und Pappbüchern kann der Text aber frei verschoben werden. Mit Ausnahme von Sachbüchern brauche ich aber für alle neben dem Papierausdruck noch eine digitale Layout-Version. Wenigstens ein PDF, am liebsten aber ein offenes Dokument (meistens InDesign), in das ich meine Illus direkt einfügen kann. Es kommt vor, dass ich das Dokument nachbauen muss, also den Text mit der richtigen Schrift und dem Satzspiegel in meinem Programm layoute.
Nach dem Lesen mach ich erstmal… nix. Oder gehe schlafen. Mindestens eine Nacht. Damit sich die vagen Bilder in meinem Kopf verfestigen. Und die besten Ideen kommen mir sowieso beim Einschlafen und Aufwachen. Allerspätestens jetzt mache ich mir Gedanken über die Stilrichtung. Soll es realistisch sein? Lustig? Fantastisch? Welche Perspektiven wähle ich? Welche Technik? Bei Brotjobs entscheide ich pragmatisch nach Einsatzgebiet, Aufwand und Druckverfahren – und Höhe des Honorars.
Viele IllustratorInnen legen ein Storyboard an, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ich finde das einengend. Ich mag es, wenn sich Geschichte und Figuren entwickeln können. Deshalb fange ich immer mit den Bildern an, die ich schon im Kopf habe. Aber auch die arbeite ich nicht vollständig aus. Eine ungefähre Komposition reicht. Oder eine bestimmte Körperhaltung. Eine witzige Idee. Details kommen später.
Am wichtigsten ist natürlich die Hauptfigur, und auch der lasse ich gern Zeit zum Wachsen. Grundsätzlich muss sie aber von Anfang an stimmen. Ausdruck, Größe, Proportion.
Die Farbigkeit habe ich zu diesem Zeitpunkt grob im Kopf.
Es gibt auch hier keine Vorskizzen. Ich arbeite freihand. Immer an der selben Skizze ergänze und erweitere ich und der Radiergummi ist mein bester Freund. Wenn ich merke, dass Größenverhältnisse nicht stimmen, korrigiere ich das später digital.
Sobald alle Seiten skizziert sind, werden sie gescannt und digital nachbearbeitet. Die Seite wird in Originalgröße aufgebaut und mit Schnittmarken bzw. Rahmen versehen. Erst in Kombination mit dem Text sehe ich, ob das Gesamtbild stimmt oder noch ein Feintuning braucht. Falls nötig können Größenverhältnisse korrigiert und Details hinzugefügt werden.
Dann geht das Ergebnis ans Lektorat. Der Blick von außen ist ganz wichtig. Für ein optimales Ergebnis wird der Text vom Lektorat auch mal minimal an die Illu angepasst.
Nach der Freigabe mache ich mich an die Reinzeichnung. Ich liebe die Entwurfsarbeit und das Tüfteln – die Ausarbeitung ist der unspannende Teil. Die Skizzen werden je nach Einsatz in Originalgröße oder vergrößert ausgedruckt und am Leuchttisch auf Aquarellpapier übertragen.
Zur Farbwahl gehört einige Erfahrung wie das Ergebnis im Druck aussehen wird. Viele Farben sind nicht reproduzierbar und auch der Ton des Aquarellpapiers spielt beim Endergebnis eine Rolle. Im Zweifelsfall also lieber keine Experimente.
Reinzeichnungen an den Verlag schicken und fertig!
Der Rest ist ein anderes Kapitel.
Oh, das ist fein, so einen Einblick in deine Arbeit habe ich mir schon immer gewünscht! Das sind Welten, die sich einem als Laien meistens nicht erschließen, auch nicht der Aufwand, der dahinter steckt. Wie lange dauert es denn ungefähr, bis eine Zeichnung fertig ist (reine Arbeitszeit)? Und, habe ich das richtig verstanden, dass die aquarellierte Reinzeichnung in analoger Form an den Verlag geschickt wird? Ich freue mich sehr aufs nächste Kapitel! Allerliebste Grüße und eines schönes Wochenende
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Julia amJa, Du hast richtig verstanden. Ich schicke meine Reinzeichnungen noch als Paket per Boten. Meistens jedenfalls, denn es kommt auch vor, dass ich digital reinzeichne. Für die Reinzeichnung einer Doppelseite brauche ich im Schnitt einen Arbeitstag, also je nach Format und Technik plus/minus 8 Stunden.
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Sonja Egger amspannend! das war eigentlich mein ziel, als ich begann visulle komunikation zu studieren, gelandet bin ich dann in der print-grafik. also die andere seite … schön, hier mal einen eiblick deiner arbeit zu bekommen und deine zeichnungen: wunderbar!
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lykke amWie spannend, liebe Sonja!
Dein letzter Satz lässt vermuten, dass “und fertig!” in diesem Zusammenhang relativ ist.
Ich bin gespannt, wie’s weiter geht!
Liebe Grüße von Lena
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Zauberflink amAhhh Wie fein! Ich erkenne das kleine Mädchen vom Schlossgespenst Buch! Das kommt bei meiner Jeder-Laut-ein-Bildberbuch-Aktion beim sp dran. Dauert also noch ein bissl. Aber dann werd ich meinen Schulkindern wohl diese Bloggeschichte zeigen!
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verfuchstundzugenäht amHa, wie nett – Du hast das Mädel erkannt! Danke schon im voraus fürs Zeigen, Eva!
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Sonja Egger amToll, ich freue mich, dass Du einen Einblick in Deine Arbeit gewährst. Ich sehen gerne kreativen Köpfen bei der Arbeit zu.
Ich habe auch beim Einschlafen oder Aufwachen die besten Ideen: Das Bett als Ideenschmiede ;) !
Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende für Dich
Cora
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RAUMIDEEN amspannend! danke fürs einblicken lassen!
viele solch schöne aufträge wünsch ich dir!
herzlichen gruß
dania
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Dania amPuuh, da ist ja viel zu bedenken! Und viel Sitzerei am Tisch notwendig..Und dann arbeitet man auch ständig ganz alleine. Jetzt weiß ich, warum ich den Wunsch nach Bilderbuchillustratorin als 16jährige zu den Akten gelegt habe.
Ich hoffe, es gibt eine Fortsetzung dieser reihe für so neugierige Wesen wie mich…
Ganz liebe Grüße
Astrid
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Astridka amLiebe Sonja, vielen Dank für den Einblick, der für mich mehr als spannend ist – denn zu einer RICHTIGEN Illustratorin hab ich Autodidakten es ja nie gebracht ;) …und mich immer gefragt, wie man es wohl richtig macht mit dem Textlayout und der Skizze und den Schnittmarken und und und !
Mehr davon! Also von deiner Arbeit meine ich….
Liebe Grüße von Tine
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Carli amLiebe Sonja,
es ist ganz wunderbar, mehr über Deine kreative Arbeit zu erfahren und ein wenig hinter die Kulissen zu linsen, danke dafür. Und die besten Ideen kommen im Schlaf, das Sprichwort gibt es wohl nicht umsonst, geht mir auch so…
Hab ein schönes Wochenende, herzliche Grüße,
Kebo
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Kebo amEin Traum!!!! Das würde ich ja am liebsten auch den ganzen Tag lang machen! Aber mir fehlt dazu der Mut und das Fachwissen :-) Danke für diesen wunderbaren Einblick in deine Arbeit liebe Sonja. Ich beneide dich echt um deinen Job :-)
Liebe Grüsse Nica
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Nica amLiebe Sonja,
danke für den Einblick in Deine Arbeit.
Text lesen und erstmal schlafen… Figuren nach und nach entwickeln..
das gefällt mir, den Dingen die Zeit zum Wachsen geben die sie eben brauchen.
herzliche Grüße Judika
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Judika amLiebe Sonja, schon gestern Abend habe ich deinen Bericht mit Begeisterung gelesen! Es ist hoch spannend!!! Als Mama, die deine Bilderbücher vorliest, weiß man gar nicht, wie die wunderschönen Zeichnungen da in das Buch rein kommen. Du hast wirklich ein wahnsinniges Gespür!!! Der Verlag wird schon wissen, warum er immer wieder auf dich zurück kommt. Er ist einfach super glücklich mit dir und mit deiner super guten Arbeit! Danke, dass wir dir ein bisschen über die Schulter sehen durften. Großartig!!! Ich bin schon neugierig auf´s nächste Kapitel!!! Ganz, ganz liebe Grüße zu dir nach Wien und ein schönes Wochenende… Michaela :-)
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HELLO MiME! amMega-spannend!
Ich liebe es in andere Berufe reinzuschauen, erst recht, wenn es Kindertraum-Berufe sind, wie deiner. Ich liebe auch generell die Charakterdesigns und deren Wachstum zum Beispiel im Anhang von Comicheften. Das Figurendesign ist teilweise wirklich Atmosphären-entscheidend. Ich mag auch gerne, wenn andere Künstler den Figuren wiederrum anderer Künstler neuer Leben einhauchen durch ihren eigenen Stil. Ich würde so gern mal einen kleinen Batman oder sowas von dir sehen :D
Ich freue mich schon auf das nächste ‘Kapitel’ und würde mich besonder über Tipps des digitalen kolorieren und dem Nutzen von Grafik-Tabletts freuen ;)
LG Kerstin. Huiuiui, bin ich gespannt^^
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Kerstin amJa, da hast Du recht. Es Interpretationen von anderen sind für mich auch sehr sehr spannend. Ich bin halt leider überhaupt keine Comic-Zeichnerin. Das ist eine eigene Wissenschaft und da würde es sehr viel Beschäftigung brauchen, um annähernd gute Resultate zu erzielen. In Punkto digitaler Coloration ist für mich das Non plus ultra übrigens Barbara Canepa (vielleicht kennst Du die Sky Doll-Serie?). Das ist Malerei mit dem Computer. :-)))
LG
Sonja
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Sonja Egger amDas du da nicht im Thema bist wäre ja das Tolle: Crossover quasi :D
Danke für den Tipp mit Barbara Canepa, ich bin ganz verlierbt und hab jetzt ein paar Tage was zum Staunen…
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Kerstin amwie wunderbar, ein wenig mehr über deine arbeit zu erfahren! ich mag es besonders, wie deine zeichnungen in den text reinwachsen und wie du mit wenigen strichen die richtige mimik und gestik bei mensch und tier hinbekommst. ganz, ganz große anerkennung von mir! ich kann nämlich aus dem kopf nicht mal einen pilz zeichnen!!!
ganz herzliche grüße und vorfreude auf mehr!
mano
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mano amSo lieb, Mano. Danke!
Ich glaub Dir ja kein Wort, aber frei nach Marie Antoinette: Wenn Du keinen Pilz zeichnen kannst, warum zeichnest Du Dann keinen Kuchen! ;-)))
Ganz herzlichen Gruß zu Dir!
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Sonja Egger amliebe sonja, danke für den einblick. ich finde das sehr spannend.
und mag deine art der bild-text-komination sehr.
mehr, mehr, mehr, bitte! :)
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mme ulma am…das ist ja ein cooler Post!
Witzig, zu sehen, wie du arbeitest und an die Arbeit herangehst!
Einiges ist ähnlich, anderes gaaanz anders.
Deine Figuren sind herzallerliebst!
Liebe Grüsse!
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melanie garanin amVielen Dank für den Einblick, liebe Sonja. Das war sehr interessant.
LG
Liska
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Liska amWie wird das Buch zum Buch … Hase und Frosch sagen “Danke”. Tolle Geschichte.
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Gerd amFrag mich nicht, wie ich dieses Posting übersehen konnte! Ganz toll und richtig spannend! Muss ich dem Leonchen natürlich zeigen!
Ich hab noch eine Frage: Ich hab bis jetzt drei Geschichten für Kleinkinder geschrieben. Wie ist hier das Prozedere, wenn man an einer Veröffentlichung interessiert ist? Wendet man sich da direkt an den Verlag, ohne dass man weiß, wer dann schlussendlich die Illustrationen macht (falls die Geschichte überhaupt genommen wird)? Dachte eigentlich, dass Autor und Illustrator bei Kinderbüchern irgendwie zusammenarbeiten! Lieben Gruß Lisa
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WOHN:PROJEKT amJa, Du wendest Dich direkt an den Verlag und der sucht normalerweise nach einem passenden Illustrationsstil. Bei Kolleginnen kommt es schon vor, dass sie mit AutorInnen zusammenarbeiten, aber ich persönlich hab das nur einmal erlebt (bei Thomas Brezina). Wenn Du Fragen hast, mail mir!
Liebe Grüße an Dich und Leonchen!
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Sonja Egger amHa, mit Thomas Brezina hat ich auch schon mal zu tun, aber das ist eine andere Geschichte ;-) Danke für die Infos. Sag mal, du bist auf Instagram??? Unter welchem Namen? Lieben Gruß Lisa
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Lisa von WOHN:PROJEKT am